Raster Baumwollspinnerei ©AtelierVictoriaCoeln_Bildrecht, Leizig 2019

CHROMATIC LIGHT

Licht als künstlerisches Material ist höchst präzise und zugleich äußerst flexibel. In ihren Projekten nutzt Victoria Coeln eine große Bandbreite der für sie typischen, vor Ort gestalteten Lichtfragmente. 

Die chromatischen Lichtfragmente entstehen durch Projektionen, die durch handbearbeitete Glassätze, die Diachrome gelenkt werden und nun außergewöhnliche, eigentümliche Lichtspuren erzeugen: Mehr als dass sie den Ort überschreiben und neu belichten, füllen sie ihn mit einem körperhaft anmutenden Licht. So entstehen ambivalente Konstrukte, die zwischen materiell und immateriell, imaginiert und real changieren und vielleicht genau das adressieren, worum Victoria Coelns Arbeiten kreisen: Das Mögliche, eigentlich Unsichtbare und doch Vorhandene.

Wenn ich eine gewisse Zeit in einem Raum bin, fange ich an, geistige Spuren in den Raum zu legen. Wenn jemand den Raum betritt, entstehen in meiner Vorstellung Linien auf dem Boden, ein zweidimensionales Gitterraster. Wenn die Person den Raum mit Blicken abtastet, entsteht ein weiteres, jetzt dreidimensionales Gewebe. Ich sehe das als weiße Linien, die mir den Raum aufspannen. Wenn ich mir weiter vorstelle, dass die Person im Gehen und Sehen in die Vergangenheit und Zukunft denkt, bilden sich weitere Linien, Zeitlinien, in dieser immens dichten mehrdimensionalen Matrix, die den Raum füllt, erweitert und durch ihn hindurch diffundiert. (Victoria Coeln)

Ausgangspunkt jeder chromatischen Lichtintervention ist eine intensive und sensible Auseinandersetzung mit den Orten und deren Geschichte(n). Victoria Coeln spürt hierbei den im Raum eingeschriebenen Spuren nach, die sie in ihrer unverkennbaren Formensprache  – Schraffuren, Raster, Silhouetten, mitunter auch gerasterte Architekturelemente – zu fassen sucht.

Das für Victoria Coeln typische chromatische Licht zeichnet sich durch spektrale Verschiebungen aus. Die auf Distanz weiß erscheinenden harten Lichtlinien und -spuren zeigen in der Nähe spektrale Auffächerungen. Sie entwickeln eine Dreidimensionalität, ja bilden eine erstaunliche Körperlichkeit aus. Die Lichtkörper scheinen vor ihren Lichtträgern im Raum zu stehen. Sie sind kaum zu fassen

Wesentlich sind dar es ist begehbar und ganz unmittelbar erlebbar. Der starke physische Aspekt ist ein wesentlicher Teil der Wahrnehmung der Chromotope oder besser in den Chromotopen, die nach Bewegung verlangt.

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DIACHROME

Physisches Ausgangsmaterial ihrer Chromotopia sind Diachrome – von der Künstlerin manuell bearbeitete Gläser bzw. Glassätze, die in die Projektoren – ähnlich wie analoge Diapositive – eingesetzt werden. Für die Gestaltung der Diachrome verwendet Victoria Coeln eine breite Palette an dichroitischen Gläsern, die zum Teil eigens für sie entwickelt werden. Die Gläser sind mit mehreren Metallschichten so bedampft, das sie nur bestimmte Wellenlängen des Lichts – Spektralfarben aber auch ihre Mischungen – passieren lassen. Ähnlich einer klassischen Radierung ritzt, ätzt oder schneidet Victoria Coeln in die Oberflächenhäute der Gläser und verletzt so die metallischen Schichten. Die mikroskopischen Verletzungen der Beschichtungen des Glases erzeugen Vertiefungen im Nanometerbereich. In den Raum projiziert, gewinnen sie plastische Präsenz. Gleichzeitig bleiben die Lichtfragmente transparent und lassen den Realraum – ähnlich einer Schicht im Palimpsest – hindurch wirken.

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© AtelierVictoriaCoeln_Bildrecht 2019

Die Diachrome werden im Studio vorbereitet und in situ, also direkt an den Interventionsorten fertiggestellt. Das nomadische Atelier, das überall spontan aufgeschlagen werden kann, auch in einem Transportbus, schafft dafür optimale Arbeitsbedingungen.